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01.09.2022
5. September: Internationaler Tag der Querschnittlähmung

Am 5. September ist der Internationale Tag der Querschnittlähmung. Er soll für die Belange von Menschen mit einer Querschnittlähmung sensibilisieren. Anlässlich des Tages stellen wir das Hilfsprojekt „Ukrainian SCI Relief“ vor. 

Millionen Menschen aus der Ukraine waren oder sind auf der Flucht. Dazu gehören auch zahlreiche Menschen mit Beeinträchtigung, die dem Krieg besonders schutzlos ausgeliefert sind. 

Verbände und Fachgesellschaften für Menschen mit Querschnittlähmung aus 28 Ländern haben das europäische Selbsthilfeprojekt „Ukrainian SCI Relief“ (in etwa: Erleichterungen für Querschnittgelähmte aus der Ukraine) ins Leben gerufen. 

Im Rahmen des Projektes hat die European Spinal Cord Injury Federation (ESCIF) Anfang April mit logistischer und finanzieller Unterstützung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung und der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten e. V. (FGQ) an der polnisch-ukrainischen Grenze in Cyców ein barrierefreies Schutzhaus für Flüchtlinge mit Behinderung eröffnet. Hier finden Menschen, die vor der Bombardierung ihrer Heimat fliehen, Schutz und Unterstützung. Medizinische Probleme werden adäquat behandelt, eine erste Bestandsaufnahme wird vorgenommen und der Weitertransport an die Bedürfnisse angepasst und organisiert.

Bewohner*innen und ein Teil des Team im ESCIF-Schutzhaus in den ersten Wochen.

Bild: Bewohner*innen und ein Teil des Teams vor dem ESCIF-Schutzhaus im polnischen Cyców. (Foto: FGQ)

Persönliche Erfahrungen

Andreas Wendl aus der BG Unfallklinik in Tübingen hat drei Wochen lang im Schutzhaus die Pflege von Flüchtlingen mit Beeinträchtigung übernommen und berichtet von seinen Erlebnissen:
„Der Aufenthalt im Schutzhaus war für mich eine sehr spannende Erfahrung. Das Projekt ist einfach großartig. Ich war sehr berührt von der Atmosphäre und von der ganz pragmatischen Hilfe, die wir leisten konnten, sowie von der Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wurde. Mich hat beeindruckt, dass die Betroffenen uns trotz der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten schnell ihr Vertrauen geschenkt haben. Die Nutzung der Übersetzungs-App sorgte für so manchen heiteren Moment. So zum Beispiel, wenn Betroffene uns wiederholt baten „eine Kerze anzuzünden“. Es stellte sich dann heraus, dass wir ihnen ein „Zäpfchen stecken“ sollten.“

Die Hilfe geht weiter

Nach einem Aufenthalt von durchschnittlich zehn Tagen erfolgt die Weiterreise, damit andere nachrücken können. Hier stellt sich die nächste große Herausforderung: Nicht nur in Polen, sondern europaweit werden dringend rollstuhlgerechte Unterkünfte gesucht. Bereits vor dem Krieg gab es viel zu wenig barrierefreien Wohnraum. Dieser wird nun noch knapper, so dass die Betroffenen mit ihren Familien vielfach in umgewidmeten Alters- und Pflegeheimen untergebracht wurden.

Das Schutzhaus wird noch bis Ende September betrieben, aber die Hilfe geht weiter. Neben der Suche nach einer Unterkunft unterstützen beispielsweise viele aktive Peers der FGQ die Flüchtlinge in Deutschland im Alltag.

Fakten

  • 203 Menschen wurden bisher über das Schutzhaus evakuiert, davon 103 Menschen mit Behinderung (65 Querschnittgelähmte)
  • mehr als 54.000 Kilometer wurden bisher im Rahmen des Hilfsprojektes gefahren
  • mehr als 980 Arbeitstage haben freiwillige Helfer bisher in das Projekt eingebracht
  • mehr als 120 Einzelspender, Organisationen und Verbände haben das Projekt ermöglicht
  • ca. 210.000 Euro sind bisher im Rahmen des Projektes an Kosten entstanden

(Zeitraum: März bis Mitte August 2022)

Weitere Informationen zum Projekt:

www.protectthevulnerable.org

www.fgq.de/europaeische-selbsthilfeverbaende-und-fachgesellschaften-fuer-menschen-mit-einer-querschnittlaehmung-helfen-gemeinsam/?foerdergemeinschaft-der-querschnittgelaehmten-in-deutschland-e-v-fgw